„Was macht eigentlich Dein Hauptberuf?“, werde ich regelmäßig gefragt. „Welchen meinst Du?“, lautet zumeist meine Antwort. Den Job als freiberuflicher Redakteur, Autor und Filmemacher? Den des Verlegers, der statt einst eigener Lehr-DVDs jetzt LIONBAGS aus Westafrika verkauft? Oder den als Geschäftsführer der greenlimba GmbH? Natürlich weiß ich, dass alle auf meine mehr als 25 Jahre rein journalistische Tätigkeit anspielen, aber das eine schließt das andere ja nicht aus … Oder ist das eine sogar die logische Folge des anderen?
Alles begann 1983 im zarten Alter von 13 Jahren mit meinem Eintritt in die sogenannte „Dritte-Welt-Gruppe“ in Itzehoe. Ich lernte die beeindruckende Brigitte Erler kennen, die als ehemalige Mitarbeiterin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) in Bonn ihr Buch „Tödliche Hilfe“ vorstellte und über die Abgründe deutscher Entwicklungshilfe berichtete. Ich begann eigene Projekte zu initiieren, half, medizinische Ausrüstung für ein Krankenhaus in Liberia zu sammeln, verkaufte Milch und Kakao an meiner Schule für ein Kräutergartenprojekt in Brasilien, organisierte als Student hochkarätige Veranstaltungen zum Thema Entwicklungszusammenarbeit und gründete schließlich meinen ersten eigenen Förderverein für eine Dorfschule im bolivianischen Hochland.
Parallel machte ich ab 1986 erste Schritte auf meinem beruflichen Weg: Ich schrieb für die Lokalzeitung in Itzehoe, absolvierte anschließend meine Bundeswehrzeit in der Pressestelle der 6. Panzergrenadierdivision in Neumünster, wechselte zum Radio nach Kiel, später zum Fernsehen nach Hamburg, Bonn und Berlin. Über Entwicklungszusammenarbeit berichtete ich in all den vielen Jahren leider wenig bis gar nicht. Aber ich lernte ein Handwerk, lernte, Geschichten zu erzählen, was mir immer noch zugute kommt. Im Jahr 2000 wechselte ich in die Selbständigkeit, gründete meine Agentur „aviso media“ und meinen „LBMD-Verlag“. Ich arbeitete u.a. als Medientrainer für die Bundeswehr, drehte eigene Filme, schrieb Romane und Sachbücher und produzierte tausende von Videoclips im Bereich Online-Marketing.
Das Jahr 2015 stellte schließlich alles auf den Kopf – oder auf die Füße: Ich wurde festangestellter Einrichtungsleiter eines Flüchtlingslagers. Nicht irgendwo auf dem Balkan, wo ich so viele in den Jahren als Kriegsberichterstatter gesehen hatte, sondern in Deutschland, in meiner Geburtsstadt Itzehoe. Ein Jahr genügte, um meinen persönlichen Blick neu zu justieren, meinen beruflichen Fokus wieder auf jenes Thema zu richten, welches mich 30 Jahre zuvor schon gepackt hatte:
2017 die erste Reise nach Sierra Leone / Westafrika (Foto). Produktion des deutschsprachigen Reisebuches „No food for a lazy man“ und die Gründung eines Fördervereins für die Berufsschule in Kamakwie. 2019 die Gründung eines Social Business‘ namens „LIONBAG“. In einer Nähwerkstatt in Kamakwie werden mittels Upcycling aus gebrauchten Plastik-Zemetsäcken und farbenfrohen afrikanischen Stoffen wunderbare Tragetaschen für den europäischen Markt produziert. Das schafft fair bezahlte Arbeitsplätze in einem der ärmsten Länder dieser Welt. 2022 dann die Gründung der greenlimba GmbH – dahinter verbirgt sich ein großangelegtes Aufforstungsprojekt, ebenfalls im Norden von Sierra Leone, um mit Hilfe eines neuen Regenwaldes einen deutlichen Beitrag zur Rettung des Weltklimas zu leisten.
Mein Hauptberuf? Immer wieder etwas neues zu entdecken und (weiter) zu entwickeln. Meine Berufung? Diese Welt ein klitzekleines Stück besser zu machen – und dafür all die Erfahrungen der vergangenen 40 Jahre zu nutzen.