Morgen geht es also tatsächlich los! Vor rund sechs Monaten haben wir bereits die Flüge gebucht, seitdem viel über Sierra Leone gelesen, haben einen Impf-Marathon absolviert, uns tropentaugliche Kleidung gekauft und vieles mehr. Nun ist die to-do-Liste nahezu komplett abgehakt, die Kontaktliste gut gefüllt. Jetzt heißt es packen: Kamera und Aquarellkasten, Skizzenbücher und Notizblöcke. Zugegeben, ein paar Unterhosen und Zahnbürsten sind auch dabei, doch unsere beiden Rücksäcke bieten nur begrenzt Platz. Neben den Medikamenten müssen deshalb noch zwei Tuben Waschpaste untergebracht werden.
Drei Wochen werden Marion von Oppeln und ich kreuz und quer durch ein kleines und doch so abwechslungsreiches Land reisen, das erste Mal überhaupt nach Afrika! Die Stimmung am „Packtag“ ist gemischt, irgendetwas zwischen Aufregung, Hektik und Nervosität. Während noch schnell eine Mail nach Sierra Leone geschrieben werden muss, lädt das uralt Nokia-Telefon, wird die erste Malaria-Prophylaxe-Tablette geschluckt und noch schnell mit der Verwandtschaft telefoniert. „Kommt heil wieder nach Hause“, hören wir schon seit Tagen – vielleicht überträgt sich das auch auf uns. Im Prinzip machen wir beide uns keine Sorgen um unsere Sicherheit, vielmehr soll es jetzt endlich los gehen – Schluss mit monatelanger Planung, endlich abtauchen in die Realität.
Die beginnt nach dem morgigen Flug gleich am ersten Tag in Freetown mit einem Besuch in der deutschen Botschaft, am Freitag möchte ich gern einen Beitrag über die Folgen des tödlichen „mudslide“ vom August drehen (warte aber noch auf die Bestätigung einer Interviewanfrage). Am Samstag geht es dann hinaus aus der Hauptstadt, zunächst zu einem Solarprojekt der „barefoot women“ in Port Loko, danach treffen wir Saidu in Kamakwie, bevor es ganz in den Osten zur Diamantenstadt Koidu geht. Von dort aus fahren wir nach Serabu, wo die „German Doctors“ eine Klinik betreiben. Dort werden wir erneut nicht nur zeichnen, sondern auch filmen, gleich mehrere Projektvideos im Auftrag der deutschen Hilfsorganisation. In welcher Art und Weise wir anschließend den Gola Rainforest und Tiwai Island besuchen, hängt von der oben genanten Mail ab, die ich unbedingt noch schreiben muss. Auf dem Rückweg nach Freetown haben wir uns in Bo bereits mit dem deutschen Ehepaar Baum zum Abendessen verabredet, wer weiß, vielleicht ergibt sich daraus sogar noch eine Fernsehgeschichte … Zum Schluß geht es an den Strand und schon sind drei Wochen vorbei.
Ich denke es macht Sinn, diesen Plan einmal so festgehalten zu haben, denn ich denke ebenfalls, dass der am Ende anders ausgesehen haben wird. So richtig fest stehen für uns derzeit nur drei Termine: Hin- und Rückflug sowie Marions Geburtstag.
Text: Lars Bessel
Foto / Zeichnung „Colors for Sierra Leone“: Marion von Oppeln (Der Titel ist doppeldeutig: einerseits geht es um die neue Farbpalette im Aquarellkasten, andererseits um viele Buntstifte für die Kinder, denen wir vor Ort begegnen werden. An dieser Stelle ein herzlicher Dank für die großzügige Spende an die Firma „Hennecke Büro-Organisation“ in Itzehoe).