Das ist die verrückteste Weihnachtsgeschichte meines Lebens: Kurz vor dem Fest bekomme ich von der Redaktion den Auftrag, die diesjährige Weihnachtsstory zu schreiben – was genau, ist nebensächlich, Hauptsache „etwas für die Seele“. Noch beim Frühstück an Heiligabend weiß ich nicht, worüber ich schreiben könnte, bis ich ich den R.SH-Kollegen Jan Müller-Tischer im Radio höre … Der steht an der innerdeutschen Grenze bei Lübeck-Schlutup und erzählt davon, wie viele Westdeutsche einen Weihnachtsausflug in die DDR unternehmen. Das ist es! Ich schnappe mir meine Kamera plus Stift und Block, ignoriere den ratlosen Blick meiner Freundin und fahre gen Osten.
Auf die Euphorie folgt die Ernüchterung: stundenlanges Warten an der Grenze, hunderte von West-Autos, aber keines mit IZ-Kennzeichen (und das muss nun einmal sein mit Blick auf das Verbreitungsgebiet der „Norddeutschen Rundschau“). Eines ist mittlerweile klar: der traditionelle Weihnachtsgottesdienst daheim wird ohne mich stattfinden müssen … Dann, nach drei Stunden, endlich ein Auto aus dem Kreis Steinburg, ich winke, keine Reaktion, ich steige ins Auto, fahre hinterher, Lichthupe, Hupe, keine Reaktion, ich halte die Kamera aus dem Fenster, Lichthupe. Endlich setzt der Fahrer vor mir den rechten Blinker und hält an.
Als ich erkläre, wer ich bin und was ich will, sehe ich in zwei ungläubige Augenpaare vom Ehepaar Böge aus Wilster. Nach einer kurzen Pause sagen die beiden „ja“ – und ich habe die beste Weihnachtsstory, die ich mir wünschen konnte …